Die Geschichte der Maniküre

Teil 2

 

Wie geht es weiter?

Springen wir mal ordentlich nach vorne in der Zeit und bewegen uns ca.: 1900 Jahre nach vorne, gerechnet auf das Ende des letzten Teils der Geschichte, der ca: 30 v.Chr. endete.

Was wurde also aus der Kunst an Nägeln, die früher nur den Mächtigen, Reichen und Einflussreichen zugänglich war ohne dafür mit dem Leben zu bezahlen.

Lasst euch überraschen und erfahrt im zweiten Teil, wie diese Kunstform sich Richtung 21. Jahrhundert bewegt.

 

Also weiter in der Geschichte und ab ins 19. Jahrhundert.

 

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  • um 1800 – Historische Aufzeichnungen beschreiben einen gewissen Monsieur Sitts, der für die Pediküre des französischen Königs Louis-Philippe I verantwortlich war. Neu war, dass er König Louis-Philippe mit seiner nichtinvasiven Methoden von seinem schmerzhaften Niednagel befreite. Louise-Philippe war so begeistert, dass Monsieur Sitts zukünftig auch seine Maniküre machen durfte.

 

Das bis dahin unbekannte an der neuen Methode von Sitts war ihre Schmerzfreiheit und die verwendeten Materialien. Anstelle von Säuren und Messern, die sonst bisher zum Einsatz kamen, setzte er auf weiche, effektive Naturmaterialien wie Orangenholzstäbchen und Gämsenleder. Sitts Methode wurde so erfolgreich und beliebt bei den Reichen und Adligen dieser Zeit, dass seine Nichte nach seinem Ausscheiden die Geschäfte übernahm. Als „Artiste de la main“ (Künstlerin der Hand) machte sie die neuartige Maniküre und Pediküre populär und zählte viele Berühmtheiten zu ihren Kunden.

Sie erfand 1892 aber auch ein komplettes Nagelpflegesystem, dass sich jede Frau, unabhängig von ihrem Einkommen oder sozialen Status leisten konnte, da es extrem günstig war.

Ihre bekannteste Schülerin war wohl Harriet Hubbard Ayer, die später einen wirklich erfolgreichen Schönheitssalon in Paris betrieb und zu einer der ersten und innovativsten US-Kosmetikunternehmerinnen aufstieg.

Für die normale, breite Bevölkerung tauchten um 1800 zudem erste Rezepte zum herstellen von Nagellack in vielen Kochbüchern auf. Damals waren die bunten Lacke und die hierfür notwendigen Zutaten beliebte Tausch- oder Zahlungsmittel.

 

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Wie kam die Kunst des Nageldesigns nun von Europa nach Amerika?

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  • Vielleicht hat die ein oder andere von euch schon mal von der Baronesse von Rotschild gehört, der Dame, die einmal gesagt haben soll: “ Wenn mein Gatte einen Krieg auf Erden möchte, wird er ihn bekommen und gewinnen wird der, den er dabei unterstützt.“ Die Baronesse von Rothschild hatte auf Ihren Reisen durch Europa eine aus Virginia stammende Dame mit dabei, Mary E.Cobb. Die spätere Nageldesignerin Cobb lernte ihr Handwerk in Frankreich, während sie dort mit der Baronesse von Rothschild auf Reisen war. Mit ihrem erlernten Wissen ging es zurück in die Heimat, um 1878 das erste Nagelstudio Amerikas unter dem Namen „Mrs. Pray`s Manicure“ in Manhattan zu eröffnen.

 

Sie war mit dem Kosmetikhersteller Dr. Joseph Parker Pray verheiratet und gilt als die Pionierin der Maniküre in den USA. Sie schrieb das damalige Manifest über die richtige Durchführung von Maniküren, die kulturelle Geschichte der Nägel und möglicher Nagelkrankheiten. Sie war wirklich gut in Ihrem Handwerk und konnte bald weitere Filialen in anderen Großstädten wie Boston und Washington eröffnen. Sie und Ihr Mann entwickelte die bis heute verbreiteten Premium Sandfeilen für Ihre Studios und vertrieben diese auch in den USA. Selbst die Scheidung des Paares hielt Cobbs nicht auf weiteres, kosmetische Zubehör und eigene Produktlinien zu entwickeln. Bekannt waren besonders die pinkfarbenen und roten Nagellacke unter der bis heute bekannten Marke „Enamel“.

Um 1900 war sie mit ihrem Business eine der weltweit erfolgreichsten weiblichen Unternehmerinnen. Ihre Schülerinnen trugen das Wissen weiter bis an die Ostküste Amerikas und machten auch dort die Nagelstudios beliebt. 

 

1897 wurde Titenia, ein Varieté-Star, für ihre Nagelpiercings berühmt. Sie lies sich echte
Diamanten mit Ringen an den Nägeln befestigte. Diese sollen im Rampenlicht für ein unglaubliches Funkeln gesorgt haben und fanden sogar Erwähnung in den Zeitungsartikeln über die Shows.

 

 

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  • das 20. Jahrhundert Die Kosmetik-Ikone Cobbs entwickelte kosmetische Produkte für Hände, Nägel und Wangen, um ihnen ein natürliches, rosiges Aussehen zu verleihen. Sie brachte damit den Wandel in Sachen Beauty-Produkte über die Welt. Die ersten wirklich komplett reproduzierbaren, gleich wirkenden und aussehenden Kosmetikprodukte konnten in großer Stückzahl und daher bezahlbar hergestellt werden, um die Schönheit der Frauen zu betonen.  Ihre Produktlinien wurden aber auch unter der High-Society und den „feinen Damen“ immer beliebter. Nun galt es als chic und absolut selbstbewusst, durch Kosmetik und Nageldesign die eigenen Vorzüge ins rechte Licht zu rücken.

 

Während noch im 19. Jahrhundert die Frau kaum in der Öffentlichkeit in Erscheinung trat, nahmen rund um den Jahrhundertwechsel viele Damen Arbeit auf, besuchten das College oder erklommen als Künstlerinnen die Bühnen. Es stand ein großer Umbruch in der Gesellschaft an und Cobb dürfte wohl ohne schlechtes Gewissen behaupten dürfen, einen erheblichen Beitrag zum neuen Selbstbewusstsein  und der beginnenden Emanzipation der Frau beigetragen zu haben.

 

 

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Die Zeit nach dem ersten Weltkrieg

  • ab ca. 1918: Nach dem ersten Weltkrieg brachen die goldenen Zwanziger an, die von Kunst, Kultur und von einem wirtschaftlichen Aufschwung gezeichnet waren. In Mode waren lange Zigarettenspitzen, Perlenketten und der moderne Bubikopf. In den sogenannten Lichtspielhäuser machte man zunächst die Stummfilme, später auch die neuen Tonfilme aus Hollywood, einem breiten Publikum zugänglich. Täglich gingen rund zwei Millionen Besucher in die Kinos, denn wer mitreden wollte, kannte den neuesten Streifen.

Filmstars wie die populäre Gloria Swanson und Bette Davis brachten in den damals die lackierten Nägel auf die Leinwand und sorgten damit für außergewöhnlichen Glamour und Begehrlichkeit. Anfangs wurde zur Zierde jedoch oft nur ein farbiger Streifen in der Mitte des Nagels getragen, wie beispielsweise von Joan Crawford. Die bis heute bekannte Halbmond-Maniküre hat im Jazz Age ihren Ursprung: Für diese bekommen Spitze und weißer Nagelmond nur eine Schicht Klarlack, während der roséfarbene Teil des Nagels mit einer Farbe lackiert wird.

 

Natürlich ließen weitere Erfindungen und Fortschritte in diesem Bereich nicht lange auf sich warten und so wurde 1932 die Kosmetikmarke „Revlon“ geboren. Die Brüder Charles und Joseph Revson hatten damals den ersten farbintensiven und deckenden Nagellack hergestellt, der sich streifenfrei auftragen ließ. Im Gegensatz zu den anderen Produkten, basierte er nicht mehr auf Farbstoffen, sondern auf Farbpigmenten, die eine größere Auswahl an Nuancen ermöglichten. „Revlon“ war die Firma, die den Trend, sich Lippen und Nägel im gleichen Farbton zu schminken, einführte. Am beliebtesten waren neben Rosa und Rot auch noch Gold und Silber.

 

 

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  • 50er Jahre: Ab jetzt konnte man zwei Nageltrends beobachten: Entweder spitz gefeilte, lange Nägel, lackiert in Farben wie Pflaume, Dunkelblau oder Dunkelgrün oder die neue, wunderschöne Mandelform, beides Varianten, die sich bis heute gehalten haben und als Zeitlos zu bewerten sind. Die Form der Nägel wurd in Kombination mit hellen und eher zarten Nuancen unterstrichen und spiegelte den Stiel dieser Zeit wieder.

In dieser Zeit kamen auch die ersten Schulungen und Ausbildungen für Nagelmodellage auf den Markt. Die Firma „Revlon“ bot dazu ein Trainingsset samt Grundausstattung an.

All die Formen und Möglichkeiten verdankt die Branche einem Zufall, denn die Nagelverlängerung mit Acryl, verdankt ihren Ursprung nicht der Kosmetikbranche, sondern einem Zufall. Der Zahnarzt Fred Slack aus den USA brach sich während der Arbeit einen Nagel und klebte ihn sich wieder mit Acryl an den Finger. Da der Fingernagel sehr schnell heilte und außerdem viel härter und beständiger wurde, ist diese Notlösung zu einer der beständigsten und besten Erfindungen in der Geschichte der Maniküre geworden. Wieder hat ein Mann, auch wenn nur durch Zufall, einen revolutionären Schritt für die Branche geschafft.

Kleiner Exkurs wie weit sich die Kreise um schöne Nägel drehten: „In einer Reportage der Times von 1959 wurden kubanische Revolutionskämpferinnen portraitiert, die in den Bergen lebten und mit schweren Waffen hantierten – und sehr viel Wert auf ein perfektes Nageldesign legten!“

Während Make Up und Nagellack bis jetzt überwiegend von Frauen über 30 und später von den volljährigen jungen Damen getragen wurde, beginnen nun auch Teenager mit farbigen Nägeln an. Eine Umfrage 1951 ergab, dass rund 90 Prozent der amerikanischen Jugendlichen bereits seit ihrem 14. Lebensjahr Nagellack trugen, eines von fünf Mädchen lackierte sich bereits seit ihrem zehnten Geburtstag die Nägel.

 

 

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  • ab den 60er Jahren: Neben den Hollywoodstars sorgten nun auch die zunehmenden Freizeitreisen getrieben durch Wohlstand und fast globaler Reisefreiheit für neue Trends in Sachen Nageldesign, die sich schnell international verbreiteten. Französischer Lido oder italienische Riviera, wer was auf sich hielt reiste durch die Welt, auch in die USA.

Aus den Mode- und Trendhotspots brachte man nun immer mehr und schneller Mode, Ideen und Trends mit und berichtete, zurück in der Heimat, nur zu gern von den gesehenen Modetrends und auch den Nageldesigns, welche die Frau von Welt dann natürlich schon gekonnt und perfekt in Szene setzte und so die Blicke auf sich zog.

 

 

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Man merkt schnell, der Trend um die bunten Nägel nimmt ab dem 19. Jahrhundert rasant zu und ein Trend, eine Erfindung jagt die andere. Von den unbeschwerten Zeiten und dem „Aufstehen“ der Frauen, über die schwierigen Kriegsjahre die der 1. und 2. Weltkrieg mit sich brachten und die jeweils folgenden wirtschaftlichen Aufschwünge, die Nägel der Damen und deren Gestaltung gingen nie unter und waren über all diese Zeit ein immer größerer Bestandteil des Auftreten des schönsten Geschlechts.

Ich hoffe Ihr habt etwas neues gelernt und könnt bei der nächsten „Teams-Prosecco-Party“ den ein oder anderen schlauen Spruch raus hauen.

Ich freue mich auf euer Feedback und melde mich nächste Woche mit dem letzten Teil zurück.

Eure Isabell

Quellen für diesen Artikel waren: Wikipedia, deavita.com, nd24.de und nageldesign-magazin.de. Herzliches Danke an die jeweiligen Autoren.

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